Welche Bedeutung hat das für die Gesundheit des Pferdes?

Foto: Bundeschampionat, Warendorf
Der weggedrückte Rücken ist für das Pferd eine mehr als nur unangenehme Situation, die man viel zu häufig – wenn nicht fast nur noch – sieht…
Leider habe ich von meinen vielen Fotos, die ich im Laufe der Jahre von mir und meinen Pferden gemacht habe immer darauf geachtet, dass sich meine Pferde loslassen; der Rücken als Bewegungszentrum also umverspannt arbeitet.
Fotos auf denen die Pferde den Rücken wegdrücken gibt es aus diesem Grund nicht. Wenn sich ein Pferd dann einmal verspannt – was logischerweise jedem Reiter passiert, egal wie viel Sorgfalt er an den Tag legt – macht sich das Pferd zwar für den Moment fest, aber das zeigt sich dann natürlich nicht so deutlich sichtbar, wie bei Pferden, die immer so laufen.
Also greife ich für meine Erklärung auf Fotos zurück, die auch auf öffentlichen Veranstaltungen gemacht habe…. Eigentlich erschreckend genug, dass man diese Bilder gerade DORT sieht…
Schaut man sich im Sport um oder betrachtet die vielen Alternativen Reitweisen, überall sieht man hauptsächlich den weggedrückte Rücken.
Im internationalen Dressur Sport sehe ich hauptsächlich enge Hälse und das hoch gerissen Vorderbein. Die Hinterbeine schleppen mit viel Glück nur durch den Sand. Bei den ländlichen Turnieren bin ich schon glücklich, wenn ich nicht nur zügellahme Pferde sehe.
Eine andere Reitmethode hilft nicht unbedingt…
Bei den alternativen Reitweisen wird hauptsächlich nur von versammelnder oder setzender Arbeit gesprochen, von dem Aufrichten des Halses, von Leichtigkeit, von Fairness gegenüber dem Pferd, von Piaffe und Passage – den pausenlos weggedrückten Rücken sieht offenbar keiner und wenn wird es nicht thematisiert. Wenn die Pferde dann schon deutlich lahm sind, argumentiert der Spezialist, dass Pferde den reinen Takt erst lernen müssen.
ÄH NEE, MÜSSEN SIE NICHT….
Das Problem ist, dass der weggedrückte Rücken schon ein deutlicher Hinweis auf nicht unerhebliche Rückenprobleme und oftmals auch eine Trageerschöpfung ist.
Drückt das Pferd seinen Rücken weg, fusst das Hinterbein nicht mehr aktiv ab und die Pferde sind nicht mehr in der Lage auch nur im Ansatz die Anlehnung zu suchen, geschweige denn den Rücken zu heben…. Das Ergebnis sind ein langsames Hinterbeinen, eine fehlerhafte Bemuskelung an Hinterhand Rücken, Bauch und Hals und natürlich der abgesunkene Rücken. Beim Reiten braucht der Reiter mehr Kraft und baut mehr Druck auf, um das zu erreichen, was er sich wünscht. Nicht wenige Ausbilder kommentieren dann, dass man eben bei den hohen Lektionen mehr Kraft braucht.
ÄH NEE, BRAUCHT MAN NICHT…- wenn man es richtig macht.
Der Lösungsansatz, der von vielen Reitern heute eingeschlagen wird ist im Zweifelsfalll noch ein bisschen mehr falsch:
Entweder man erhöht den Ruck, macht am besten nur noch Bodenarbeit oder noch besser: Man ändert die Reitweise. Dann war das Pferd für die Dressur eben nicht geeignet. Wenn es dann irgendwann gar nicht mehr funktioniert, da die Pferde vor lauter Schmerzen den Dienst quittieren, dann beginnt vielfach das Spiel mit den Nebenkriegsschauplätzen.
Man sucht nach den Ursachen in der Zucht. Alternativ ist der Ausbilder schuld (was nicht immer falsch ist, da es heute nur noch wirklich wenige guter Ausbilder gibt) und natürlich der Sattel (auch das zugegebenermassen ein riesen Thema heute).
Eines der Hauptprobleme ist, dass sich kaum noch einer intensiv mit der Reitlehre befasst, geschweige denn mit der Biomechanik und ihrem Bestandteil funktionelle Anatomie.
Findet man dann einmal einen Ausbilder, der sich dieses Thema auf die Fahne schreibt, dann ist es nicht selten eine Aneinanderreihung von Floskeln und Phrasen. Wenn man dahinter schaut, können viele Reiter und Ausbilder das was sie da so verkaufen wieder umsetzen noch haben sie es – wie es Herr Stecken jetzt formulieren würde – “in der Tiefe je durchdrungen”. Somit wechseln verzweifelte und verunsicherte Reiter zu noch neueren und noch alternativeren Auffassungen in der Hoffnung, den richtigen Weg für sich und ihr Pferd zu finden.
Richtig reiten ist sehr schwierig, die überlieferten Grundsätze der Ausbildung sind komplex, das Pferd ist noch weitaus komplexer, als wir es uns vorstellen. Wenn sich ein einziges Rädchen nicht mehr drehen kann, dann steht das ganze System und das Pferd wird krank.
Wenn dann einer kommt, der einem mit wenigen Schritten und das grosse Heil und die Rettung der Pferde verspricht, sind wir nicht selten dazu verleitet, diesen doch so falschen Weg einzuschlagen!
Felix Birkner hat ein seinen genialen Buch “Ein Reiterleben” einen tollen Satz geschrieben: „ein Leben reicht nicht aus Reiten zu lernen“. Ehrlich gesagt ist dem nichts hinzuzufügen. Übersetzen wir ihn, dann heißt es nichts anderes als das wir uns und unser Handeln immer wieder selbst Hinfragen sollten. Dass wird nach Ursachen bei Problemen suchen sollten und uns an die eigene Nase fassen sollten. Oft ist es unerlässlich in allen Bereichen der Ausbildung zu den Grundlagen zurückzukehren und diese zu perfektionieren, seinen eigenen Sitz und Einwirkung kontinuierlich zu verbessern.
Wenn man das schafft, dann ist nicht nur der weggedrückte und die in grossen Schritten kommende Trageerschöpfung Geschichte. Es werden einem auch viele Dinge in der weiteren Ausbildung geschenkt, da sich das Pferd einfach immer loslassen kann.
Ist das nicht zu schön… und einfach unspektakulär einfach?!
Wenn Du Fragen hast, kannst Du mich gerne kontaktieren und auch eine Beratung buchen: Hier findest Du weitere Informationen.