Erste Engstände zwischen den Dornfortsätzen oder sogar schon Kissing Spines! Das trifft hart, denn man hatte alles versucht, um es richtig zu machen.

Im Sommer kommen die Pferde mit dem Befund oft noch recht gut zurecht, aber im Winter wird es vielfach eng: Die Pferde unwillig, manchmal abweisend, sie sind empfindlich im Rücken beim Putzen und beim Sattel. Oft sind sie beim Reiten steif, zu Beginn hölzern oder sogar lahm. Sie haben offensichtlich Schmerzen. Man packt Decke über Decke drauf, aber die Muskeln wollen selbst nach langem Reiten irgendwie nicht locker werden.

Liegt das am Befund?

In den meisten Fällen entwickeln sich Kissing Spines und andere Rückenprobleme des Pferdes durch fehlerhaftes Reiten und Ausbilden: mit zu viel Handeinwirkung, fehlerhafte Aufrichtung, zu eng im Hals, die Nase dauerhaft hinter der Senkrechten, zu hohem Tempo oder permanentem Untertempo, zu wenig Aktivität aus der Hinterhand, falsch verstandener oder keiner Anlehnung, zu wenig Gymnastizierung.

Decken helfen da nicht. Medikamente können das Problem auch nicht lösen, denn die Ursache beseitigen sie nicht. Ein Pferd mit Rückenproblemen muss auch im Winter nicht lahm gehen. Sind Muskeln richtig entwickelt, dann macht ihnen die Kälte nicht mehr aus als einem gesunden Pferd.

 

Fütterung und Haltung

Viel Weide und Freilauf – auch im Winter

Der Freilauf ist für ein Pferd mit Rückenproblemen oder Kissing Spines sehr wichtig. Denn je mehr Bewegung das Pferd hat, umso schneller können sich auch Verspannungen lösen. Das Pferd ist ein Bewegungstier und deshalb sollte es die Möglichkeit haben, sich tägliche viele Stunden frei zu bewegen. Ein bekannter Satz lautet: „Heute stehen sich viele Pferde kaputt“. Daran ist leider viel Wahres dran. In einer Box nimmt das Pferd vielfach eine unnatürliche Haltung ein. Das führt alleine schon durch stundenlanges Stehen zu Fehlbelastungen und bei vielen Pferden zu Verspannungen.

Die Box sollte groß, hell und gut belüftet und mit Fenster oder besser noch einem Paddock ausgestattet sein. So kann das Pferd an seiner Umwelt teilhaben und sich wenigstens etwas bewegen.

Daneben sollte 24 Stunden täglich der Zugang zu Raufutter gegeben sein. Das Kraftfutter abgestimmt auf die Bedarfe des Pferdes und das Zusatzfutter auf das reduziert, was notwendig ist. Manchmal ist weniger mehr.

Ausreichend Weidegang ist unverzichtbar für die Gesunderhaltung des Pferdes.

 

Massage hilft!

Massage hilft, Muskeln zu entspannen und zu lockern. Es kurbelt die die Durchblutung an und hilft, angeregtes Gewebe zu entspannen. Mit Massage kann man das Pferd von Kopf bis zum Schweifansatz lockern und ihm eine wirkliche Entspannung bringen. Die Pferde genießen diese wohltuende Berührung.

In unserem Buch „Massage – so wird’s locker“ findet der Leser viele interessante Tipps, Erklärvideos und Massagetechniken, die helfen, dass auch Pferde mit Rückenproblemen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen wieder ein entspanntes Pferdeleben führen können. Das Buch kann jetzt schon über massage@los-gelassen.com zu einem Preis von € 16,99 bestellt werden.

 

Es gibt viele Gründe, sein Pferd zu massieren:

Verspannungen

Verspannungen entstehen schnell und sie können vielfältige Ursachen haben. Massage kann helfen, diese zu reduzieren oder zu beheben. Es ist jedoch immer sinnvoll, nach den Ursachen für die Verspannungen zu suchen und diese dann nach Möglichkeit zu beseitigen.

Für Verspannungen durch Stress kommen viele Gründe in Frage: Der Umzug in einen neuen Stall, einer neuer Boxennachbar, an anderer Weidekumpel, ein neuer Sattel, der erste Hufbeschlag, eine Futterumstellung. Nicht jedes Pferd zeigt seinen Stress. Durch regelmäßiges Massieren entwickelt man ein Gespür für die kleinste emotionale Belastung seines Pferdes!

  

Hufe oder Beschlag

Stellungsfehler können beim Pferd genauso zu Fehlbelastungen führen wie ein fehlerhafter Beschlag, unpassende Hufschuhe oder eine falsch ausgeschnittener Huf. Das kann zu Überlastungen des Bandapparates, zu falscher Belastung von Gelenken und Muskeln führen. Verspannungen sind dabei meist die ersten Signale, die auf weitere Probleme hinweisen.

9-jähriges Pferd mit massiven Stellungsfehlern. Hier kann der Hufschmied nur noch Schadensbegrenzung betreiben und versuchen, über eine vorsichtige Hufkorrektur, weitere Schädigungen zu vermeiden.

Bild rechts: 8-jähriges Pferd mit korrekter Hufstellung und NBS-Eisen (Eisen ohne Aufzüge).

 

Werden Stellungsfehler über Jahre nicht korrigiert, dann entstehen auch Belastungen auf andere Strukturen im Körper des Pferdes. Das können Fesselträger- oder Sehnenschäden sein oder auch eine sich fehlerhaft entwickelnde Muskulatur. Selbst Rückenprobleme können ihren Ursprung in einer fehlerhaften Hufbearbeitung haben.

Daneben ist natürlich auch der Sattel und seine Passform eine riesen Thema. Der Markt bietet heute sehr viele unterschiedliche Produkte und man steht schon allein aufgrund der Menge der Angebote nicht selten davor und weiß überhaupt nicht, wie man sich entscheiden soll…

 

Sattel und Zaumzeug

Der Sattel muss passen und das immer und egal in welchem Alter des Pferdes. Ein nicht passender Sattel führt zu Verspannungen, Schmerzen und irgendwann auch zu Entzündungen. Da das Pferd dem Schmerz nicht ausweichen kann, wird es sich selbst falsch belasten, um dem Druck zu entgehen. Das führt dann zu Überlastungen auch an anderen Stellen im Körper.

Los-gelassen-Dressursattel. Entwickelt mit Frank Wohlhorn auf Passier.de unter Private Labels

Der Sattel muss zum Pferd, aber auch zum Reiter passen. Dabei ist ein Sattel mit einer flachen und breiten Sitzfläche und wenig Pauschen besser geeignet, unverspannt im Schwerpunkt des Pferdes zu sitzen, als ein Sattel, der den Reiter in eine unbewegliche Sitzposition manövriert und ihn dazu verleitet, sich an dicken Pauschen mit den Oberschenkeln festzuklemmen…

Das Gleiche gilt für ein unpassendes Zaumzeug oder ein Gebiss, das nicht zum Pferd passt oder die falsche Legierung hat. Schon die Größe und Passform des Stirnbandes entscheidet über Verspannungen oder Unverspanntheit am Kopf. Verspannungen am Kopf führen dann zu Verspannungen am ganzen Körper.

Gut passende Trense und dem Pferdemaul entsprechend richtig liegendes Gebiss.

 

Massage bei Verletzungen

Das Pferd hat sich gezerrt, vertreten, es sind Blockaden vorhanden oder es ist verletzt. Das alles kann zu Verspannungen führen und kann eine Massage notwendig machen oder aber auch genau das Gegenteil bewirken.

In einem solchen Fall sollte man zuerst mit seinem Tierarzt klären, ob die Situation des Pferdes eine Massage erlaubt. Das gleiche gilt für Arthrosen oder Kissing Spines. Bei einem Pferd mit Spatbefund sollte man auf bestimmte Dehnungsübungen verzichten. Sie könnten dem Pferd massive Schmerzen bereiten und in Verletzungen enden.

Bei Entzündungen sollte man weder Massieren noch Dehnungsübungen machen. Manchmal braucht der Körper erst einmal Ruhe, damit er sich erholen kann.

 

Noch mehr Vertrauen schaffen

Ein Grund ist, das Vertrauen zwischen Reiter und Pferd zu stärken und ein noch besseres Gefühl für sein Pferd und seine Bedürfnisse zu entwickeln. Dann ist es natürlich eine tolle Wellnesseinlage, wenn da einer steht, der einen einmal so richtig durchwalkt, alles wieder gut durchblutet ist und Pferd sich wieder locker und elastisch fühlt.

 

Solarium, Magnetfeld und Co.

Solarium und Magnetfeld sind gute Möglichkeit, Muskeln zu erwärmen, die Durchblutung anzukurbeln und Entspannung zu schaffen. Beides kann man vor und nach dem Reiten sehr gut einbinden.

 

Das richtige Longieren

Bei Rückenproblemen verspannen sich bei Fehlern beim Longieren und Reiten die mit Pfeilen markierten Bereiche.

 

Beim Longieren gibt es so viele unterschiedliche Ansätze und Überzeugungen, dass es fast nicht möglich ist, den richtigen Weg zu gehen. Ganz zum Schluss entscheidet die Gesundheit des Pferdes, was richtig und was falsch ist. Bei Pferden mit Rückenproblemen kommen immer viele Komponenten zusammen, die es möglich machen, dass sich ein Pferd wieder schmerzfrei bewegen kann oder aber auch nicht. Egal, welche Überzeugung man haben mag, man kommt nicht daran vorbei, dass der Rücken zum Schwingen kommt und das geht nur über Gebiss, Trense, Longierfutt oder Sattel und Dreiecks- oder Lauferzügel.

Pferde mit Rückenproblemen müssen in den meisten Fällen erst wieder lernen, dass der Rücken als Bewegungszentrum zum Schwingen kommen muss und dazu braucht es ein Gebiss, die korrekte Anlehnung, die richtige Halsfreiheit, das richtige Tempo und ein Hinterbein, das wieder durchtritt. Darüber lässt sich nicht disktutieren!

https://los-gelassen.com/gallery/aufbautraining-beim-pferd-so-bereite-ich-es-vor/

 

Die Reiteweise entscheidet!

Das Ziel ist immer die Losgelassenheit des Pferdes. Wird diese erreicht, verspannt sich ein Pferd nicht! Sieht zufrieden, rund und gut bemuskelt aus.

 

Über die unterschiedlichen Reitweisen werden endlose Diskussionen geführt und jeder glaubt, für sein Pferd den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Was richtig war und was nicht entscheidet die Gesundheit des Pferdes.

Neben Rückenproblemen gehören heute auch Fesselträger- und Sehnenschäden, frühzeitiger Verschleiß zu den Erkrankungen, die in ganz vielen Fällen auf falsches Reiten und eine fehlerhafte Ausbildung zurückzuführen sind.
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit richtigen und falschen Wegen in der Ausbildung des Pferdes und habe Bücher über die Losgelassenheit, die korrekte Ausbildung und Rückenprobleme veröffentlicht. Die Erfahrung zeigt, dass man bei dem eingeschlagenen Ausbildungsweg immer auch die Aspekte der funktionellen Anatomie berücksichtigen muss, wenn man sein Pferd gesund erhalten will.

Unter diesem Gesichtspunkt ist ein Reiten nach den überlieferten Grundsätzen der Ausbildung sicherlich der einzige Weg, um ein Pferd langfristig gesund zu erhalten. Daneben ist der Faktor Zeit unverzichtbar. Nichts muss heute vom Pferd erlernt werden. Alles hat auch Zeit für die nächste Woche oder den nächsten Monat.

Regelmäßiges Ausreiten, viel Weidegang und alle 4-5 Tage einen Tag ohne Training helfen dem Pferd, sich zwischendurch immer wieder zu erholen. Das ist wichtig für die Psyche und auch für den Körper des Pferdes.

 

Überlastungen

Eine solche Reitweise führt schon bei jungen Pferden zu massiven Fehlbelastungen.

 

Wenn es dauerhaft zu einer Überlastung des Muskelapparates durch zu viel oder fehlerhaftes Training kommt, ist das neben einer Fehlbelastung von Gelenken, Bändern, Sehnen und Verspannungen auch mit extremem Stress für das Pferd verbunden. Verspannte Muskeln sind verhärtete und auch verkürzte Muskeln. Massage und Dehnungsübungen können dem Pferd helfen, eine körperliche Entspannung herbeizuführen. Unverzichtbar ist es, das Trainingspensum und die Anforderungen den Möglichkeiten des Pferdes anzupassen und gegebenenfalls zu reduzieren.

Auch sollte man sich nicht zu hohe Ziele setzen und immer wieder daran denken, dass auch ein Pferd viel Zeit braucht, um Gelerntes zu verinnerlich, auch schlechte Tage hat und vielleicht nicht alles das leisten und erreichen kann, was wir uns wünschen und vorstellen.

Wenn es einmal so ist, kann es sinnvoll und richtig sein, einen Tag Wiesenpause einzulegen, vielleicht einfach nur im Gelände Bummeln zu gehen, damit sich das Pferd auch innerlich loslassen kann. Nicht immer ist es angebracht Lektionen, Sprünge oder Reiten im schweren Gelände zu trainieren.

Pferde lernen langsam und so müssen die Anforderungen den Möglichkeiten des Pferdes angepasst sein. Die Muskeln des Pferdes wachsen ebenso langsam. ‚Viel Training hilft viel‘ ist also nicht unbedingt richtig. Deshalb sollte man immer wieder Pausen einlegen und dem Pferd Ruhe und Entspannung gönnen.

 

 

Wenn man es schafft, ein solches System zu initiieren, dann sind Rückenprobleme auch im Winter kein Problem und die Pferde bewegen sich innerlich und äußerlich losgelassen und unverspannt…

 

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Eine Antwort

  1. Liebe Anne, du würdest also sagen, dass täglicher einige Std. Koppel besser ist als den ganzen Tag nur paddock wo keine längeren Schrittphasen u Bewegung in der Gruppe möglich sind? In unserem Stall ist mehrstd. Koppelgang übers ganze Jahr leider nicht umsetzbar (Im Sommer 2 Std. möglich). Wir haben “stattdessen” kleinere paddocks, welche aber lange Schritt laufen nicht ermöglichen (u. die Pferde das auch nicht wirklich von selbst tun)….

    Liebe Ulrike,
    Weidegang wäre auch im Winter in der Tat sehr wichtig. Auf dem paddock stehen die Pferde zwar draussen, aber bewegen such leider zu wenig. LG Anne

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