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(Foto: Katja Stuppia)

Die Reiterin sitzt in Bewegungsrichtung. Das Pferd ist korrekt gestellt und gebogen. Die Nase könnte etwas mehr vorgelassen sein.

 

„Diese Übung muss man reiten, und es lässt sich dabei nicht viel schwindeln. Nur wer gelernt hat, sein Pferd in Stellung zu bringen, zu biegen und zu versammeln, wird sie richtig einleiten; nur wer das Zusammenwirken aller Hilfen lange genug studiert hat, wird sie beherrschen. Alles andere wird ein mehr oder minder regelloses Herumtrampeln oder –ziehen bleiben, ohne Haltung, ohne Biegung, ohne genaues Treten, vor allem aber ohne die Spur einer Versammlung.“ (Alfred Knopfhart, “Dressur von A-S”)

 

Ab einem gewissen Ausbildungsstand des Pferdes kann man mit den Wendungen um die Hinterhand viel erreichen, da man darüber unter anderem die Versammlungsfähigkeit des Pferdes verbessern kann. Wenn man mit diesen Lektionen beginnt, sollte das Pferd jedoch schon über eine gewisse Geschmeidigkeit in der Rippenpartie und auch eine ausreichende Versammlungsfähigkeit verfügen. Beginnt man diesen Lektionen zu früh, gewöhnen sich Pferde recht schnell Ausweichverhalten an, dass dann in der Folge schlecht abzustellen ist.


So funktioniert es:

Zur Einleitung von Kurzkehrt oder Hinterhandwendung muss eine gleichmäßige Längsbiegung in die Bewegungsrichtung gegeben sein. Dadurch kommen die äußere wie auch die innere Seite des Pferdes in der traversartigen Wendung unter die Kontrolle des Reiters. Die Hinterhand beschreitet einen kürzeren Weg als die Vorhand, sie wird in ihrer Bewegung beschränkt und dadurch die Hankengelenke mehr gebeugt.

Die Anzahl der Tritte der Hinterbeine sollte man nicht dem Zufall überlassen. Im Idealfall beschreitet das Pferd seine Wendung mit acht Tritten. Wie bei allen Übungen und Lektionen erfolgt die Einleitung über halbe Paraden. Dabei sorgt der äußere Zügel für das Herumführen der Vorhand, die halben Paraden für die Größe der Wendung, während der innere Zügel die Stellung erhält. Die Hauptaufgabe fällt jedoch nicht der Hand des Reiters, sondern Kreuz und Schenkel zu. Das Pferd wird mit dem treibenden inneren Schenkel, dem verwahrenden äußeren und angespanntem Kreuz Tritt für Tritt an die Hand des Reiters “herangeschoben”. Es tritt mit kurzen aber fleißigen Tritten immer weiter unter den Schwerpunkt.
Der verwahrende äußere Schenkel sorgt für den aktiven Vortritt des äußeren Hinterbeines und fängt es vor dem Ausfallen ab.
Der Unterschied zwischen Kurzkehrt und Hinterhandwendung besteht darin, dass die Kurzkehrt aus dem Schritt der Vorwärtsbewegung eingeleitet und die Hinterhandwendung aus dem Halten.

 

Mögliche Fehler:

Beim Reiter

 

In der Ausführung:

Das Pferd ist steif und verspannt. Der Schweif unruhig

Ursachen:

Um Kehrtwendungen auf der Hinterhand korrekt reiten zu können, braucht das Pferd entsprechende Elastizität. Es muss Lektionen wie Volten, Schlangenlinien, Viereck verkleinern und vergrößern fehlerfrei ausführen können. Bei einem steifen oder verspannten Pferd lässt sich die Hinterhand in der Wendung nicht genügend heranschließen. Das gleiche gilt für Pferde, die für diese Lektion noch nicht ausreichend weit geritten sind.

Korrektur:

Über die Grundlagenlektionen kleine Acht, Schlangenlinien durch die ganze Bahn, Viereck verkleinern und vergrößern die Rippengeschmeidigkeit verbessern.

 

Das Pferd weicht mit den Hinterbeinen aus


Der verwahrende Schenkel liegt nicht korrekt am Pferdebauch an. Dadurch kann das Pferd mit dem rechten Hinterbein ausweichen.

 

Ursachen:

Der äußere, verwahrend wirkende Schenkel, der auch für den Vortritt des äußeren Hinterbeines sorgt, begrenzt das Hinterbein nicht ausreichend, so dass das Pferd zur Seite ausweicht. Die halben Paraden am äußeren Zügel fehlen und kommen nicht im richtigen Moment. Die innere Hand wirkt rückwärts, so dass das Pferd mit dem inneren Hinterbein nicht unter den Schwerpunkt treten kann und seitlich ausweichen muss. Der Reiter sitzt nicht in der Bewegungsrichtung, dann meist außen herunter.

Korrektur:

Um das Ausfallen der Hinterhand zu vermeiden, muss der Reiter die innere Hüfte mit tiefem Knie vorschieben, ohne die äußere Schulter zurückzuführen. Durch die korrekte Gewichtsverlagerung wird auch das Einknicken in der Hüfte vermieden. Der verwahrende Schenkel muss das Hinterbein zusätzlich begrenzen und zu fleißigem Vortritt auffordern.

 

Das Pferd wird eilig

Ursachen:

Die halben Paraden bestimmen nicht nur die Größe der Kehrtwendung, sondern auch das Tempo. Werden Sie nicht gegeben, versucht sich das Pferd durch ein eiliges Herumtreten der Lastaufnahme der Hinterhand zu entziehen. Meist ist auch Geschmeidigkeit in der Rippenpartie noch nicht entsprechend, so dass dem Pferd die Wendung schwerfällt.

Korrektur:

Um Herumeilen zu unterbinden, kann man in der Anfangszeit die Hinterhandwendung reiten. Da man sie aus dem Halten einleitet, hat man mehr Kontrolle über den Bewegungsablauf. Wird das Pferd trotzdem eilig, kann man alle zwei Tritte in der Wendung Halten, das Pferd loben und das es dann wieder antreten lassen. Viele Pferde drücken sich auf ihrer „schlechten Seite“ gegen die Schulter, eine korrekte Stellung ist nicht gegeben. Das kann man durch das wiederkehrende Halten ebenfalls abfangen.

 

Die Kurzkehrt wird zu groß und das Pferd kommt nicht zum Hufschlag zurück

Ursachen:

Die Halben Paraden am äußeren Zügel fehlen. Das Pferd beugt die Hinterhandgelenke nicht ausreichend, lässt sich nicht versammeln, so dass es über eine größere Wendung ausweicht.

Korrektur:

Auch hier die Hinterhandwendung reiten. Wenn das Pferd zu weit weg vom Hufschlag die Kehrtwendung beendet, besteht die Möglichkeit, Ganze Travers zu reiten.

Über die Volte im Schwenken, das Steifen in den Hinterhandgelenken reduzieren.

Bleiben Kurzkehrt oder Hinterhandwendung weiterhin zu groß, kommt man beim Reiten auf dem Hufschlag nicht wieder an die Bande zurück, sondern einige Meter daneben in der Bahn, kann man zusätzlich vor und nach der Wendung Schulterherein reiten. Wenn man das dann beispielsweise auf der Mittellinie reitet, kann man gleich mehrere Wendungen auf einer Hand hintereinander üben. Hierbei sollte man sich auf zwei bis drei pro Hand beschränken. Mehr Wiederholungen sind nicht sinnvoll, da diese Lektionen für das Pferd sehr anstrengend sind und es bei fortschreitender Ermüdung wiederum ausweichen würde.

 

Das Pferd tritt nicht oder nur schleppend an

Ursache:

Das Pferd ist nicht ausreichend gymnastiziert, die Hilfengebung nicht korrekt.

Korrektur:

Tritt ein Pferd in der Hinterhandwendung beispielsweise gar nicht an, kann man sie über einen Schritt vorwärts einleiten oder das gebogene Pferd einige Tritte seitwärts (ganzes Travers) reiten. Beim ganzen Travers muss das Pferd mit Vorder- und Hinterbeinen gleichzeitig treten / kreuzen. Danach leitet man die Kehrtwendung ein. Neigt das Pferd dazu, zu Beginn schon einen Tritt nach hinten auszuweichen, lässt sich das darüber auch unterbinden.

 

Das Hinterbein kreuzt


(Foto: Katja Stuppia)

Treibt man zu viel mit dem äußeren Schenkel, kreuzt das Pferd mit dem Hinterbein.

 

Ursache:

Vorsicht: Treibt man zu viel mit dem äußeren Schenkel, kreuzt das Pferd die Hinterbeine und wird schief. Treibt man mit dem äußeren Schenkel schon bei der Einleitung zu stark, kommt das Pferd mit der Hinterhand voraus die Wendung. Es kann dann keinen kleinen Kreis mehr beschreiten, denn die Vorhand hat einen noch weiteren Weg.

Korrektur:

Wenger äußerer Schenkel und das Pferd mit dem inneren Schenkel mehr vorwärts treiben.

Den äußeren Schenkel verwahrend einsetzen, so dass man das Pferd nicht mehr traversartig in die Wendung schieben kann. Mit dem treibenden inneren Schenkel die Vorwärtstendenz erhalten.

 

Was bringt die Kehrtwendung?

Durch die Wendungen um die Hinterhand verbessert der Reiter das präzise Zusammenwirken der Hilfen. Richtig ausgeführt gibt sie beim Pferd Aufschluss über Längsbiegung, Aktivität der Hinterhand, Versammlungsgrad und die Reaktion auf die Hilfen.

 

Kehrtwendungen um die Hinterhand in Verbindung mit …

Kurzkehrt und Volte:

Wenn das Pferd die ersten Wendungen auf der Hinterhand erlernt, kann man das sehr gut über die Volte tun. Man reitet im Schritt eine Volte von ca. 8m Durchmesser. Dabei gibt man vermehrt halbe Paraden am äußeren Zügel und führt sein Pferd schulterhereinartig in die Wendung. Durch die halben Paraden, den vermehrt treibenden inneren Schenkel, Innenstellung und vortreibenden äußeren Schenkel wird das Pferd die Kurzkehrt automatisch einleiten. Am Anfang reitet man sie etwas größer und mit der Zeit kleiner. Durch die vorab gerittene Volte kann man Stellung und Biegung in die Wendung mitnehmen.

Wichtig!
Die Qualität der Kurzkehrt kann man für sich selbst auch ohne Spiegel überprüfen lernen. Geht das Pferd nach Ausführen einer Kurzkehrt in einen passartigen Schritt oder einen tippelnden und flachen Trab über, dann erfolgte die Kurzkehrt fehlerhaft und ohne entsprechende Versammlung. Lässt sich das Pferd nach der Kurzkehrt korrekt aufnehmen, schreitet geregelt, werden die Tritte im Trab energischer und federnder, so dass man das deutlich spüren kann, dann ist die primäre Aufgabe, Erhöhung der Versammlung schon weitestgehend erfüllt!

 

Beim Erlernen:

Junge Pferde sollte man nicht direkt in eine enge Wendung zwingen. Erstens schafft man damit unnötige Unsicherheit ggf. Widersetzlichkeit und zweitens erreicht man damit nur Stellungsfehlern wie Verwerfen im Genick, da das junge Pferd die innere Hüften oft noch nicht ausreichend senken kann.
Gerade bei versammelnden Übungen und Lektionen sollte man sich sehr viel Zeit lassen, damit sich das Pferd stressfrei auf die vermehrte Belastung und Kraftanstrengung gewöhnen kann.

 

 

 

 

 

 

 

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