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Was tun mit einem triebigen Pferd?

Manch einer wird sich diese Frage nicht nur einmal gestellt haben! Warum ist mein Pferd nur so entsetzlich triebig? Vor allem in der Halle und auf dem Reitplatz! Man treibt und treibt, nimmt irgendwann in seiner Verzweiflung Gerte und Sporen. Das Ergebnis ist auch dann eher ernüchternd, denn viele Pferde sind ein bis zweimal reiten etwas aktiver und dann werden sie genauso „faul“ wie zuvor. Das Reiten wird für Reiter und Pferd eine sehr mühsame Angelegenheit.

In ganz seltenen Fällen ist es so, dass ein Pferd triebig auf die Welt kommt oder schon in den ersten Jahren als Reitpferd eine „Aversion“ gegen die Arbeit in der Reithalle oder auf dem Platz hat. Oft ist es ein schleichender Prozess, der mit vielen anderen für das Pferd negativen und schwierigen Dingen unauffällig einhergeht und Ursachen hat. 

Oft sind es Kleinigkeiten, die sich verändern, einem aber gar nicht so sehr auffallen oder denen man nicht die Bedeutung beimisst: 

Kaum geht man jedoch ins Gelände, reitet aus, scheinen alle Probleme wie weggeblasen! Auf einmal geht das Pferd wieder fleißig vorwärts. Es scheint Spaß an der Bewegung zu haben und ist richtig gut gelaunt! 
Wie soll man das einschätzen? 
Woran liegt das? 
Ist nicht jedes Pferd dafür geeignet, dressurmäßig geritten zu werden? 
Ist die Arbeit zu eintönig oder findet das ein oder andere Pferd dieses Training einfach doof und man sollte ihm das nicht antun? 
Ganz auf die dressurmäßige Arbeit verzichten?

Vor ein paar Tagen erzählte mir eine gute Bekannte genau diese Geschichte. Der Rat ihres Ausbilders dazu: „Dann will der das einfach nicht und Du solltest nur springen und ausreiten. Ich springe mit meinen Pferde auch nur, da die Dressur und Training in der engen Halle langweilig finden!“

Das ist natürlich auch ein Weg! Aber sicher nicht die Lösung?

Nach Ursachen suchen

Wie bei allem, was mit Pferd und Reiten zu tun hat, ist es wichtig, nach den Ursachen zu suchen, wenn es ein Problem gibt und dabei helfen oft schon die richtigen Fragen, um Hintergründe zu erkennen:

  1. War das Pferd schon immer so oder hat es vielleicht einen Anlass gegeben, dass das Pferd sich verändert hat? 
    1. Ist es vielleicht hingefallen oder hat es sich in der Box festgelegt?
    1. Hat man einen neuen Sattel?
    1. Hat man Trense und Gebiss gewechselt?
  2. Hat sich das Pferd im Umgang verändert?
    1. Ist es schreckhafter geworden?
    1. Vielleicht beim Putzen unfreundlich oder weicht immer zur Seite aus, wenn man an bestimmten Stellen mit dem Striegel beispielsweise aufrauen möchte?
  3. Hat sich an Fütterung und Haltung etwas verändert?
    1. Ist das Pferd seltener auf der Weide?
    1. Wurde das Futter umgestellt?
    1. Wie ist das Fressverhalten des Pferdes?
    1. Hat es vielleicht einen neuen Nachbarn bekommen, mit dem es sich nicht versteht?
  4. Was ist mit dem Reiten?
    1. Hat man die Anforderungen verändert?
    1. Erscheint das Pferd kraftloser/matter?
    1. Hat der aktuelle Reitlehrer andere Vorstellungen als der davor?
    1. Scheint es unter- oder überfordert?
    1. Scheint das Pferd verspannt?
    1. Wie lange dauert die Lösungsphase? 15-20 Minuten sollte sie im Optimalfall nicht überschreiten. Dann sollte sich das Pferd ehrlich loslassen können.
    1. Schnaubt das Pferd immer wieder zufrieden ab?
    1. Pendelt der Schweif ruhig hin und her oder schlägt das Pferd nachhaltig mit dem Schweif?
  5. Wie sieht das Pferd an sich aus?
    1. Hat es sich von der Muskulatur her verändert?
    1. Wirkt es runder oder eher kantiger?
    1. Hat es zu- oder abgenommen?
    1. Wie wirkt das Auge? Ruhig oder gestresst?
    1. Was ist mit dem Fell? Geschmeidig oder eher struppig?
  6. Sollte der Tierarzt hinzugezogen werden?
    1. Kann es sinnvoll sein, eine Blutprobe zu nehmen?
    1. Kann eine Kotuntersuchung sinnvoll sein?
    1. Sollte der Tierarzt nach Schmerzen, Entzündungen, Lahmheiten schauen?

Hat man die Fragen für sich selbst, mit Hilfe des Tierarztes oder einer anderen Person beantworten können, kann man daran gehen, die einzelnen Punkte abzuarbeiten und so nach und nach einen Punkt nach dem anderen auszuschließen.

Wenn man zu der Erkenntnis kommt, dass man reiterlich etwas ändern muss, dann besteht der erste Schritt darin zu schauen, ob das Pferd Schmerzen, Entzündungen oder vielleicht Rückenprobleme hat. Ein Wegdrücken des Rückens beim Putzen, ein Wegzucken, wenn man mit dem Finger auf den Rücken drückt, ein unwilliges Schweifschlagen beim Satteln, was vielleicht früher nicht da war oder ein Nicht-mehr-Stehen-wollen beim Aufsteigen können Hinweise für erste Rückenprobleme und auf jeden Fall für Verspannungen sein. 

Mögliche Ursachen

Der Zügel

Nicht selten ist ein zur kurz gehaltenen Zügel im Schritt eine Ursache. Der zu kurze Zügel ist nämlich nicht nur der Grund für einen schlechter werdenden und nicht mehr taktreinen Schritt, sondern oft auch Grund für gesundheitliche Probleme. Das richtige Zügelmaß gilt dann natürlich für alle Grundgangarten, denn es ist mit eine Voraussetzung dafür, dass sich das Pferd loslassen kann.

Das Pferd nimmt den Zügel noch nicht an. Der Zügel hängt bei vorgelassener Hand phasenweise noch durch. Ein fleißiges Vorwärtsreiten hilft. Die Pferde lernen so wieder mit dem Hinterbein aktiv abzufußen und nach vorne zu springen, anstatt auf der Stelle zu „hoppeln“.

 

Das Tempo

Manchmal kommt es vor, dass Pferde ihre Bewegungsfreude verlieren, da sie vielleicht schon seit Beginn ihrer Ausbildung in einem zu langsamen Tempo geritten werden, weil man davon ausging, dass sich junge Pferde schon setzen können und müssen und sie darüber eine wie sich das auch immer einstellen sollende Selbsthaltung erreichen können. Das kann ein junges Pferd generell nicht. Die fehlerhafte Belastung führt zu Verspannungen, vielleicht Schmerzen, Unwohlsein und dazu führen, dass das Pferd irgendwann schon von sich aus nicht mehr vorwärts möchte.

Der Sitz

Ein fehlerhafter Sitz des Reiters, eine rückwärts wirkenden Hand, unruhige Unterschenkel können das Pferd im Laufe der Zeit stark verunsichern, so dass es nicht mehr vorwärts gehen möchte.

Die Elastizität des Pferdes

Ist das Pferd steif und wurde nicht daran gearbeitet, es auf beiden Händen gleich geschmeidig zu machen, also es geradezurichten, kann diese Steifheit dazu führen, dass ihm Wendungen – vor allem engere Wendungen – nicht nur schwerfallen, sondern auch Muskelschmerzen hervorrufen. Wirken dann Sitz und Einwirkung nicht in korrekter Weise zusammen, schleudern die Pferde bei Wendungen mit der Hinterhand nach außen. Beherrschen sie zudem nicht grundlegende Lektionen, die die Rippengeschmeidigkeit verbessern, dann werden sie mit der Zeit unelastischer und somit steifer. Das eine Pferd weicht dann über ein Davon-Eilen der unangenehmen Situation aus und das andere wird immer triebiger, was manch einer unwissend „faul“ nennen könnte. Dann einfach nur mehr zu treiben oder sich  Gerte und Sporen zur Unterstützung hinzu zu nehmen, lässt die Pferde weiter abstumpfen.

Triebige Pferde oder Pferde mit Schmerzen springen im Galopp meist nicht mehr richtig durch so wie das Pferd auf dem Foto. Sie müssen das „erst wieder lernen“. Dazu muss die Nase vorgelassen werden!

 

Der Rücken

Rückenprobleme oder auch Kissing Spines können dazu führen, dass das ein Pferd nicht mehr fleißig vorwärts gehen möchte, da ihnen der Befund Schmerzen bereitet.

Je nach Ausprägung verändert sich die Oberlinie des Pferdes massiv. Das ist immer mit Scmerzen verbunden und manch ein Pferd will einfach nicht mehr vorwärts….

 

Organische Gründe

Bei Pferden, die über eine lange Zeit mit körperlichen Problemen belastet sind oder gewesen sind, können auch organische Probleme der Grund für wenig Vorwärtsdrang unter dem Reiter sein, so dass ihnen einen fleißiges Vorwärtsgehen einfach schwerfällt. 

Wenn dann noch bei verhärteter und steifer Muskulatur engere Wendungen hinzukommen, wird es für diese kranken Pferde zunehmend schwerer. Eine in dem Moment zu enge Wendung muss dann nicht einmal zwingend sehr eng oder klein sein. Manchmal ist schon das Reiten auf einem Zirkel eine Schwierigkeit.

 

Fazit:

Auch hier sind die Hintergründe wieder sehr vielfältig und können in Bezug auf die einzelnen Punkte noch weit tiefer gehen, als wir uns das im ersten Schritt vorstellen können. Ursachen zu finden und diese wenn möglich zu beseitigen ist ein unverzichtbares Muss, wenn das Pferd wieder freudig mitarbeiten und fleißig vorwärts gehen soll.

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