“Aus falsch mach richtig – Teil 2”
Der Reitsportmarkt ist heute schon fast unüberschaubar vielfältig. Die verschiedenen Methoden werden perfekt vermarktet, die dazu gehörigen Reitauffassungen scheinen alle phantastisch und die Vertreter derselben so davon überzeugt, dass man diese einfach alle anwenden MUSS… – so scheint es zumindest.
Man findet jedoch immer mehr schon junge Pferde mit teils massiven gesundheitlichen Problemen. Schädigungen des Bewegungsapparates von ersten Rückenproblemen bis hin zum Kissing Spine-Syndrom über Arthrosen an Hals und an den Beinen bis hin zu Fesselträger- und Sehnenschäden.
Wie kann das sein, wenn doch alle Methoden so gesunderhaltend und genial sind?
Hat man einmal den falschen Weg eingeschlagen, ist es nicht einfach, sich zum richtigen und pferdegerechten zurückzufinden, zumal man nur noch von Spezialisten umgeben ist, die immer genau wissen, was man für sein Pferd zu tun hat…. So wird die ganze Angelegenheit ausgesprochen mühsam….
Was es zu erreichen gilt
Erreichen muss man, dass sich das Pferd loslässt, der Rücken zum Schwingen kommt, das Pferd das Gebiss annimmt, sich davon abstösst und mit geschlossenem Maul kaut. Es sollte beim Reiten und Longieren immer wieder zufrieden abschnauben und der Schweif entspannt pendelt, statt nachhaltig zu schlagen.
Mit diesen wenigen genannten Punkten reduziert sich die Zahl der richtigen Auffassungen und Methoden gewaltig.
Kriterien für die richtige Ausbildung
Eine gefühlvolle und konstante Anlehnung erreiten
Das Pferd muss (wieder) lernen, das Gebiss anzunehmen. Das bedeutet, die Bewegung muss aus der Hinterhand über den schwingenden Rücken in das Pferdemaul gehen und von dort wieder zurück.
Wie man es erreicht:
Das Hinterbein muss aktiv abfussen, das Pferd also aus der Hinterhand schieben und nicht aus der Vorhand ziehen. Paul Stecken würde in einer solchen Situation sagen: “Man sollte das Pferd so lange fleissig vorwärts reiten bis es mit dem Hinterbein wieder durchtritt”. Das heisst: Tritte und Sprünge verlängern. Zulegen und einfangen im Wechsel, die ein oder andere Diagonale Mittetrab. So kommt man zuerst einmal wieder zu einem aktiver abfussenden Hinterbein.
Die Rippengeschmeidigkeit verbessern
Grosse gebogenen Linie, Schlangenlinien durch die ganze Bahn, häufige Handwechsel, die grosse und die kleine Acht. Um die Rippenbiegung zu verbessern muss man also nicht einmal pausenlos Schulterherein, Travers, Renvers und Traversalen reiten. Diese – da versammelnde Lektionen – kommen erst später. Ein Pferd, dass noch keine korrekte kleine Acht gehen kann und in der Volte noch ausweicht, hat nicht die Grundlage für korrekt gerittene Seitengänge.
Zügel aus der Hand kauen lassen
Bei einem gut gerittenen Zügel aus der Hand kauen lassen, wölbt sich der Rücken auf und das Pferd kann mit dem Hinterbein weiter unter den Schwerpunkt treten. So wird der Rücken als Bewegungszentrum locker und kommt zum Schwingen. Das Hinterbein fusst fleissig ab, das Pferd nimmt das Gebiss an und lässt sich los.
Richtig Schritt reiten
Mittelschritt am langen Zügel bis hin zu Schritt reiten mit hingegebenem Zügel mit Genickkontrolle verbessern die Qualität des Schrittes und sorgen dafür, dass das Pferd auch Schritt wieder aus der Hinterhand schiebt statt aus der Vorhand zu ziehen. Auf diesem Weg erreicht man einen fleissigen und geregelten Schritt.
Richtig Longieren
Gerade bei diesem Thema gehen die Vertreter der unterschiedlichen Auffassungen regelmässig auf die Barrikaden, wenn man erklärt, dass zu einem guten Longieren nun einmal das Gebiss und der Dreiecks – oder Laufferzügel gehören. Nicht selten wird man dann als engstirnig und antiquiert verdammt.
Da aber das Pferd wie beim Reiten eine korrekte Anlehnung braucht, damit alle Muskeln unverspannt arbeiten und es das Gebiss annehmen und sich davon abstossen kann, braucht es das auch beim Longieren. Ein fleissiges Vorwärts-Longieren bei dem das Hinterbein durchtritt und der Rücken zum Schwingen ist somit unverzichtbar.
Der korrekte Sitz
Unabhängig von der Hand und unverspannt im Pferd zu sitzen, richtig zusammenwirkende Hilfen und ein Gefühl zu entwickeln, wann man was in welcher Dosierung tun kann und muss, sind ein Muss, wenn das Pferd gesund bleiben soll. Dabei helfen permanente Sitzkorrekt, Sitzübungen an der Longe und ein durch Gymnastik elastischer Reiter.
Der richtige Ausbilder und der passende Reitlehrer
Auch das ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden! Ein Ausbilder, der den Sitz kontrolliert und mögliche Fehler korrigiert, der Sinn und Zweck einer Lektion anhand der funktionellen Anatomie erklären und vermitteln kann – ist ein guter Ausbilder. Er sollte beschreiben können, wie sich die richtig gerittene Lektion und Übung anfühlt und immer wieder auf die halben Paraden hinweisen.
Physiotherapie und Osteopathie
Bewegungseinschränkungen stellen sich oft schneller ein, als man denkt. Diese müssen nicht aufgrund eines Sturzes auf der Weide, durch Wegrutschen oder auch durch Festlegen in der Box entstehen. Jedes Pferd, was eine fehlerhafte Muskelbildung aufweist, hat sich über einen längeren Zeit verspannt. Verspannungen bringen kompensatorische Bewegungsabläufe, Fehlbelastungen und im Laufe der Zeit Bewegungseinschrnkungen und/oder Blockaden mit sich. Somit ist es wichtig, die Artbeit durch Osteotherapeut und Physiotherapeut unterstützen zu lassen.
Massage und Dehnungsübungen
Mit einer guten Massage und den darauf abgestimmten Dehnungsübungen kann man verspannte Muskeln lockern. Ein unverspannt arbeitender Muskel ist mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und kann sich entwickeln.
Infos zum eBook:
Das passende Equipment
Der Sattel muss passen und sollte vom Aufbau (Sattelkissen, Sattelbaum und Sitzfläche) zu Pferd und Reiter passen wie unser los-gelassen-sattel. Je flacher und breiter die Sitzfläche und je weniger Kniepauschen, um so unverspannter sitzt der Reiter. Gebiss und Zaum müssen richtig liegen und richtig sitzen. Das vermeidet Verspannungen am Kopf.
Wenn man diesen steinigen Weg gehen will und die richtige Unterstützung findet, dann hat man eine Chance aus dem einer ferhlerhaften Entwicklung des Pferdes mit wieder ein unverspanntes und losgelassenes Pferd zu machen, dass Freude an seiner Bewegung unter dem Sattel und der Arbeit mit seinem Reiter hat.